Ein Raum Gottes im Lauf der Zeit ...
Obgleich das Oichtental schon in der Bronzezeit (1900 – 1250 v. Chr.), weniger dann in der Urnenfelderzeit (1250 – 750 v. Chr.), aber wieder in der Hallstattzeit (750 – 450 v. Chr.) besiedelt war, ist eine kontinuierliche Besiedelung über die Zeitenwende hinweg kaum anzunehmen.In römischer Zeit gab es allenfalls einige Lielons am Bergabhang östlich von Nußdorf.Seit dem Frühmittelalter erschlossen Bayern das Oichtental. Das Wort „Lielon“ stammt wahrscheinlich aus dem Keltischen und bedeutet alleinstehendes Gehöft.
Erzbischof Adalbert II. belehnte Reginbert mit Nußdorf, dessen Geschlecht später Ritter von Nußdorf genannt wurde, das großen Einfluss in Salzburg ausüben sollte. So erneuerte Pfarrer Heinrich, ein Edler aus Nußdorf, 1331 beispielsweise die Nikolauskirche in Laufen und erweiterte Laufen um Oberndorf, zu dem eine Brücke über die Salzach führte.
Die Nußdorfer hatten ihr Anwesen wahrscheinlich an der Stelle, an der heute der Pfarrhof steht. Erste Meldungen über eine Kirche in Nußdorf stammen aus dem 13. Jahrhundert. Sie war vermutlich die Kapelle dieses Anwesens. Nach einer Steininschrift (im Allerseelenkammerl links oben) wurde die heutige Kirche im 15. Jahrhundert errichtet (1495), und zwar im Ausmaß des heutigen Mittelschiffes und Chores mit einem kleinen Turm im Westen beim Portal.
1640 wurde der Turm erhöht. Damals hatte die Kirche zwei Altäre, einer war dem hl. Georg geweiht, einer der hl. Magdalena. Seit 1683 ist die Kirche Vikariatskirche in der Pfarrei Berndorf. 1728 und 1750 wurde die Kirche ausgebaut und erweitert. Seither hat sie zwei Seitenschiffe.
Seit 1867 ist sie Pfarrkirche. Am 5. April 1913 fiel die Kirche samt 10 Wohnhäusern einem Ortsbrand zum Opfer. In den Jahren 1913 und 1914 wurde sie wieder aufgebaut.
Grundriss der Pfarrkirche
Die Außenmauern, die Säulen und der Turm (ohne Turmhelm) waren von der alten Kirche erhalten geblieben. Ein Merkmal der alten Kirche war, dass der Chor und das Mittelschiff in gleicher Weise gewölbt sind und der Turm an der Westseite steht (Einfluss der Wasserburger Bauhütte). Karl Pirich, der damalige Diözesanarchitekt, hat den Wiederaufbau geplant. Die Ausführung oblag dem Dombaumeister von Linz, Matthäus Schlager, der damals gerade mit dem Bau des Borromäums befasst war. Die Pläne für die Altäre und die Ausführung der Figuren sind das Werk Josef Bachlechners aus Hall in Tirol. Die Altaraufbauten sind vom Altarbauer Vinzenz Pezzei ausgeführt worden. Die Vergoldung und Fassung war M. Doser anvertraut. Ausführende Vergolder und Fasser waren Karl Gräupel und Johann Ripper. Die Bilder stammen vom Maler Josef Gold, die Orgel von Albert Mauracher. Möglicherweise hat Johannes Piger die Figur des hl. Georg erstellt.1986 wurde die Kirche innen erneuert. Aus dieser Zeit stammt der Ambo, den Diözesanarchitekt Mag. Peter Schuh entworfen hat. 1990 wurde der Turmhelm durch einen Zwiebelturmhelm ersetzt. Bauleiter war Ing. Hermann Aigner aus Anthering, das Turmkreuz hat Architekt Schuh entworfen. Der Turm ist bis zur Spitze 42 m hoch.
Der Hochaltar unterteilt sich in mehrere Ebenen. In der Mittelnische des Hauptaltars steht die Figur des hl. Georg, des Drachentöters. Links davon befindet sich eine Figur des hl. Vinzenz, der in Salzburg besonders verehrt wird, weil der Dom eine Reliquie des Heiligen besitzt. Zu Füßen des hl. Vinzenz ist ein kleiner Mohr. Rechts neben dem hl. Georg steht die Figur des hl. Leonhard. Er wird in allen Sorgen im Stall angerufen.
Darunter sind vier Bischöfe der Salzburger Bischofsreihe dargestellt:
Der Mittelnische des linken Seitenaltares steht die Figur der hl. Gottesmutter. Sie wird von den Figuren der hl. Barbara links und der hl. Klara rechts flankiert.
Der Mittelnische des rechten Seitenaltares steht eine Figur des hl. Josef. Diesen begleiten die Figuren des hl. Franziskus links und des hl. Antonius rechts.
Entsprechend zu den Seitenaltären finden sich in den Fenstern seitliche des Hochaltares Bilder der hl. Gottesmutter und des hl. Josef.
Pfarrkirche ist eine der ganz wenigen erhaltenen Kirchen mit neugotischer Einrichtung. Die einfachen Darstellungen entsprechen ganz dem schlichten Glauben, den unsere Zeit so nötig hat.
Aus dem Kirchenführer von 1997 von Tilman Siebertz, Pfarrer von Nußdorf (1978 – 2001). Gedankt wurde darin insbesondere H. H. Prälaten Prof. Dr. Johannes Neuhardt für wesentliche Anleitungen und Hinweise.
Literaturverweise: