© Gabriele Leikauf - Pfarre Nußdorf am Haunsberg 2020
Die Pfarrkirche St. Georg
Geschichtlicher Hintergrund
Obgleich
das
Oichtental
schon
in
der
Bronzezeit
(1900
–
1250
v.
Chr.),
weniger
dann
in
der
Urnenfelderzeit
(1250
–
750
v.
Chr.),
aber
wieder
in
der
Hallstattzeit
(750
–
450
v.
Chr.)
besiedelt
war,
ist
eine
kontinuierliche
Besiedelung
über
die
Zeitenwende
hinweg
kaum
anzunehmen.
In römischer Zeit gab es allenfalls einige Lielons
1
am Bergabhang östlich von Nußdorf.
Seit
dem
Frühmittelalter
erschlossen
Bayern
das
Oichtental.
Erzbischof
Adalbert
II.
belehnte
Reginbert
mit
Nußdorf,
dessen
Geschlecht
später
Ritter
von
Nußdorf
genannt
wurde,
das
großen
Einfluss
in
Salzburg
ausüben
sollte.
So
erneuerte
Pfarrer
Heinrich,
ein
Edler
aus
Nußdorf,
1331
beispielsweise
die
Nikolauskirche
in
Laufen
und
erweiterte
Laufen
um
Oberndorf,
zu
dem
eine
Brücke
über
die
Salzach
führte.
Die
Nußdorfer
hatten
ihr
Anwesen
wahrscheinlich
an
der
Stelle,
an
der
heute
der Pfarrhof steht.
Erste
Meldungen
über
eine
Kirche
in
Nußdorf
stammen
aus
dem
13.
Jahrhundert.
Sie
war
vermutlich
die
Kapelle
dieses
Anwesens.
Nach
einer
Steininschrift
(im
Allerseelenkammerl
links
oben)
2
wurde
die
heutige
Kirche
im
15.
Jahrhundert
errichtet
(1495),
und
zwar
im
Ausmaß
des
heutigen
Mittelschiffes
und
Chores
mit
einem
kleinen
Turm
im
Westen
beim
Portal.
1640
wurde
der
Turm
erhöht.
Damals
hatte
die
Kirche
zwei
Altäre,
einer
war
dem
hl.
Georg
geweiht,
einer
der
hl.
Magdalena.
Seit
1683
ist
die
Kirche
Vikariatskirche
in
der
Pfarrei
Berndorf.
1728
und 1750 wurde die Kirche ausgebaut und erweitert. Seither hat sie zwei Seitenschiffe. Seit 1867 ist sie Pfarrkirche.
Am
5.
April
1913
fiel
die
Kirche
samt
10
Wohnhäusern
einem
Ortsbrand
zum
Opfer.
In
den
Jahren
1913
und
1914
wurde
sie wieder aufgebaut.
1
Lielon = wahrscheinlich ein Wort aus dem Keltischen, das alleinstehendes Gehöft bedeutet.
2
aus dem Buch „Nußdorfer Geschichte und Geschichten“ von Mayregg & Mayregg
Das Bauwerk
Die
Außenmauern,
die
Säulen
und
der
Turm
(ohne
Turmhelm)
waren
von
der
alten
Kirche
erhalten
geblieben.
Ein
Merkmal
der
alten
Kirche
war,
dass
der
Chor
und
das
Mittelschiff
in
gleicher
Weise
gewölbt
sind und der Turm an der Westseite steht (Einfluss der Wasserburger Bauhütte).
Karl
Pirich,
der
damalige
Diözesanarchitekt,
hat
den
Wiederaufbau
geplant.
Die
Ausführung
oblag
dem
Dombaumeister
von
Linz,
Matthäus
Schlager,
der
damals
gerade
mit
dem
Bau
des
Borromäums
befasst
war.
Die
Pläne
für
die
Altäre
und
die
Ausführung
der
Figuren
sind
das
Werk
Josef
Bachlechners
aus
Hall
in
Tirol.
Die
Altaraufbauten
sind
vom
Altarbauer
Vinzenz
Pezzei
ausgeführt
worden.
Die
Vergoldung
und
Fassung
war
M.
Doser
anvertraut.
Ausführende
Vergolder
und
Fasser
waren
Karl
Gräupel
und
Johann
Ripper.
Die
Bilder stammen vom Maler Josef Gold, die Orgel von Albert Mauracher. Möglicherweise hat Johannes Piger die Figur des hl. Georg erstellt.
1986
wurde
die
Kirche
innen
erneuert.
Aus
dieser
Zeit
stammt
der
Ambo,
den
Diözesanarchitekt
Mag.
Peter
Schuh
entworfen
hat.
1990
wurde
der
Turmhelm
durch
einen
Zwiebelturmhelm
ersetzt.
Bauleiter
war
Ing.
Hermann
Aigner
aus
Anthering,
das
Turmkreuz
hat
Architekt
Schuh
entworfen. Der Turm ist bis zur Spitze 42 m hoch.
³
aus dem Buch „Nußdorfer Geschichte und Geschichten“ von Mayregg & Mayregg
Die Inneneinrichtung
Der
Hochaltar
unterteilt
sich
in
mehrere
Ebenen.
In
der
Mittelnische
des
Hauptaltars
steht
die
Figur
des
hl.
Georg,
des
Drachentöters.
Links
davon
befindet
sich
eine
Figur
des
hl.
Vinzenz,
der
in
Salzburg
besonders
verehrt
wird,
weil
der
Dom
eine
Reliquie
des
Heiligen
besitzt.
Zu
Füßen
des
hl.
Vinzenz
ist
ein
kleiner
Mohr.
Rechts
neben
dem
hl. Georg steht die Figur des hl. Leonhard. Er wird in allen Sorgen im Stall angerufen.
Darunter sind vier Bischöfe der Salzburger Bischofsreihe dargestellt:
1
.
der
hl.
Rupert,
dessen
Bild
ein
Portrait
des
Fürsterzbischofs
Kardinal
Johannes
Baptist
Katschthalers
(1900
–
1914) darstellt,
2
.
der
hl.
Virgil,
der
ein
Portrait
von
Fürsterzbischof
Kardinal
Friedrich
Johannes
Jacob
Cölestin
von
Schwarzenberg (1836 – 1850) zeigt,
3
.
der
hl.
Thiemo,
in
dessen
Gesicht
wir
Fürsterzbischof
Kardinal
Maximilian
Joseph
von
Tarnóczy
(1851
–
1876)
erkennen,
4
.
der hl. Vitalis, der ein Portrait des Fürsterzbischofs Kardinal Johannes Evangelist Haller (1890 – 1900) zeigt.
Die beiden Altäre in den Seitenschiffen:
In
der
Mittelnische
des
linken
Seitenaltares
steht
die
Figur
der
hl.
Gottesmutter.
Sie
wird
von
den Figuren der hl. Barbara links und der hl. Klara rec
hts flankiert.
In
der
Mittelnische
des
rechten
Seitenaltares
steht
eine
Figur
des
hl.
Josef.
Diesen
begleiten
die
Figuren des hl. Franziskus links und des hl. Antonius rechts.
Entsprechend zu den Seitenaltären f
inden sich in den Fenstern seitliche des
Hochaltares Bilder der hl. Gottesmutter und des hl. Josef.
Unsere
Pfarrkirche
ist
eine
der
ganz
wenigen
erhaltenen
Kirchen
mit
neugotischer
Einrichtung.
Die
einfachen
Darstellungen
entsprechen
ganz
dem schlichten Glauben, den unsere Zeit so nötig hat.
Aus dem Kirchenführer von 1997 von Tilman Siebertz, Pfarrer von Nußdorf (1978 – 2001).
Gedankt wurde darin insbesondere H. H. Prälaten Prof. Dr. Johannes Neuhardt für wesentliche Anleitungen und Hinweise.
Literaturverweise:
•
Joh. Hall / M. Haberl, D. Haunsberg / Geschichte der Stadt Laufen, Salzburg 1854
•
J. Dürlinger, Historisch statistisches Jahrbuch der Erzdiözese Salzburg, Salzburg 1862
•
F. Martin / P. Buberl, Die Denkmale des politischen Bezirks Salzburg, österr. Kunsttopographie, Wien 1913
•
Heinz Dopsch, Hrsgb., Geschichte Salzburgs, Salzburg 1981 – 1983, Autor meist H. Dopsch
•
Heinrich
Koller,
Die
Frühgeschichte
des
Klosters
Michaelbeuern
(Abschnitt
über
die
Besiedelung
des
Oichtentales)
in:
Benediktinerabtei
Michaelbeuern,
Dokumentation, Michaelbeuern 1985
•
Ingo Reiffenstein, Michaelbeurer Ortsnamen, in: Benediktinerabtei Michaelbeuern, Dokumentation, Michaelbeuern 1985
•
Friederike Zaisberger / Walter Schlegel, Burgen und Schlösser in Salzburg – Flachgau und Tennengau, Wien 1992
Steininschrift
2
Pfarrhof
Grundriss der Pfarrkirche
3
Pfarre Nußdorf am Haunsberg