© Gabriele Leikauf - Pfarre Nußdorf am Haunsberg 2021
Die Filialkirche St. Pankraz
Geschichtlicher Hintergrund
Dem
hl.
Pankraz
war
ehedem
die
Burgkapelle
der
Haunsberger
am
Fuße
des
Haunsberges
in
Schlössl
geweiht.
Nach
Johann
Nep.
Hall
reichen
die
Anfänge
der
Burg
in
das
6.
Jahrhundert
zurück,
erbaut
von
den
Voreltern
eines
Huno
oder
Hauno,
dem
Stammvater
des
Geschlechtes
der
Haunsberger.
Möglicherweise
war
dort einmal eine Fluchtburg aus der Völkerwanderungszeit oder zumindest aus der Zeit der Ungarnstürme.
St.
Pankraz
war
schon
in
der
Bronzezeit
eine
Höhensiedlung
gewesen,
ebenso
in
der
Hallstattzeit,
vorübergehend auch um die Zeitenwende.
Den
Angaben
von
J.
Hall
entspricht
das
hohe
Alter
des
Namens
„Haunsberg“
1
.
Die
Burg
Haunsberg
war
Stammsitz
des
Geschlechtes
der
Haunsberger,
das
den
Grafen
gleichgestellt
war.
Die
Edelfreien
von
Haunsberg
haben
Gerichtshoheit
ausgeübt
und
waren
auch
für
Michaelbeuern
zuständig.
Burg
und
Gericht
gingen
spätestens
1337
an
die
Erzbischöfe
über.
Haunsberger
waren
jedoch
auch
nachher
als
Pfleger
dort
tätig, jedenfalls ließen die Bischöfe die Burg durch Pfleger verwalten.
1603
wurden
die
Pflegen
Laufen
und
Haunsberg
vereinigt.
Von
da
an
ist
die
Burg
verfallen,
da
der
Amtssitz
nach
Laufen
verlegt
wurde.
In
der
Schlosskirche
jedoch
verrichtete
ein
Pfarrer
aus
Berndorf
einige
Male
im
Jahr
einen
Gottesdienst,
bis
auch
die
Kirche
mehr
und
mehr
zerfallen
ist.
1693
schlug
der
damals
zuständige
Pfarrer
von
Berndorf,
Mennas
Menne,
den
Neubau
der
Kirche
auf
einem
Felsvorsprung
vor
der
Burg
vor,
zumal zur alten Kirche eine Wallfahrt bestanden hatte.
Die
Zeichnungen
2
für
die
neue
Kirche
tragen
deutlich
die
Handschrift
des
damaligen
Dombaumeisters,
Johann
Fischer
von
Erlachs.
1701
entschloss
sich
Fürsterzbischof
Ernest
Graf
Thun,
die
neue
Kirche
auf
eigene
Kosten
zu
bauen.
Am
18.
September
1707
weihte
Erzbischofkoadjutor
Franz
Anton
Fürst
Harrach
die
neue Kirche.
1
Bedeutung: „Berg des Huni“; urkundliche Erwähnung 790
2
aus dem Buch „Nußdorfer Geschichte und Geschichten“ von Mayregg & Mayregg
Das Bauwerk
Die
Ausführung
des
Baus
war
Jakob
Huber,
Maurermeister
in
Salzburg,
anvertraut.
Desgleichen
waren
Stuckateur
Josef
Schmidt,
Tischler
Christoph
Stern,
der
Maler
Adam
Pürckhman
(Fassung
der
Figuren
und
Altäre),
der
Bildhauer
Michael
Mandl
(Wappen
am
Portal),
der
Tischler
Balthasar
Kölbl
(Altäre)
und
der
Bildhauer
Simon
Fries
(Figuren)
mit
den
Arbeiten
betraut.
Es
fällt
auf,
dass
die
Kirche
zwei
Kanzeln
hat,
dies
jedoch
nur
aus
Symmetriegründen.
Die
harmonisch
wirkende,
kreuzförmig
angelegte,
barocke Kirche ist eine Nachbildung des Salzburger Domes.
Die Inneneinrichtung
In
der
Mittelnische
des
Hauptaltares
befindet
sich
auf
einem
verzierten
Postament
die
Statue
des
hl.
Pankraz,
eines
jungen,
römischen
Kriegers
mit
einem
Schwert.
Auf
den
seitlichen
Konsolen
die
Statuen
des hl. Rupert und des hl. Virgil. Das Aufsatzbild stellt die Heilige Dreifaltigkeit dar.
Das
Altarbild
des
linken
Seitenaltars
ist
eine
Darstellung
der
Geburt
Mariens,
am
Aufsatzbild
ist
der
hl.
Johannes zu erkennen. Die Statuen sind Bildnisse des hl. Eustachius und des hl. Georgs.
Das
Altarbild
des
rechten
Seitenaltars
stellt
Antonius
den
Einsiedler
dar,
das
Aufsatzbild
den
hl.
Paul.
Die
Statuen sind Bildnisse des hl. Valentin und des hl. Florian.
Das
Hochkreuz
stammt
ebenfalls
aus
dem
18.
Jahrhundert,
ein
lebensgroßer
Christus,
zu
Füßen
einen
Totenschädel als Sinnbild dafür, dass unser Erlöser den Tod überwunden hat.
Die
Filialkirche
ist
ein
Kleinod
unter
Salzburgs
Kirchen,
ansprechend
besonders
durch
die
harmonische
Gestaltung
des
Innenraumes,
die
Stuckaturen, die Putti, die Kartuschen und Ränke, ein zur Feier der heiligen Geheimnisse einladender Raum.
Aus dem Kirchenführer von 1997 von Tilman Siebertz, Pfarrer von Nußdorf (1978 – 2001).
Gedankt wurde darin insbesondere H. H. Prälaten Prof. Dr. Johannes Neuhardt für wesentliche Anleitungen und Hinweise.
Literaturverweise:
•
Joh. Hall / M. Haberl, D. Haunsberg / Geschichte der Stadt Laufen, Salzburg 1854
•
J. Dürlinger, Historisch statistisches Jahrbuch der Erzdiözese Salzburg, Salzburg 1862
•
F. Martin / P. Buberl, Die Denkmale des politischen Bezirks Salzburg, österr. Kunsttopographie, Wien 1913
•
Heinz Dopsch, Hrsgb., Geschichte Salzburgs, Salzburg 1981 – 1983, Autor meist H. Dopsch
•
Heinrich
Koller,
Die
Frühgeschichte
des
Klosters
Michaelbeuern
(Abschnitt
über
die
Besiedelung
des
Oichtentales)
in:
Benediktinerabtei
Michaelbeuern,
Dokumentation, Michaelbeuern 1985
•
Ingo Reiffenstein, Michaelbeurer Ortsnamen, in: Benediktinerabtei Michaelbeuern, Dokumentation, Michaelbeuern 1985
•
Friederike Zaisberger / Walter Schlegel, Burgen und Schlösser in Salzburg – Flachgau und Tennengau, Wien 1992
Pfarre Nußdorf am Haunsberg